Im Bereich des „video screening“ in der bildenden Kunst, sind durch die Digitalisierung, die sich schleichend in den Kinos, aber auch in den Ausstellungsräumen vollzogen hat, erdrutschartige Veränderungen passiert. So wird das Mobile Cinema sowohl technisch als auch inhaltlich diesen neuen Arbeits- und Produktionsbedingungen der Künstler und Künstlerinnen angepasst. Geht es bei Mobile Cinema 2010 und 2011 in Istanbul um eine Vernetzung von Großstädten untereinander, durch den Mobile Cinema Walk und das Filmen der vorgefundenen Situation im öffentlichen Raum, so geht es bei Mobile Cinema Reloaded um die Vernetzung der Künstler vor Ort in den Großstädten München Helsinki und Rom unter dem kuratorischen Thema des „innen & außen“.
Das Projekt „Mobile Cinema Reloaded“ sieht vor Künstler aus Deuschland auszusuchen, die dann in Helsinki und in Rom im Macro_asilo (www.museomacro.it) auf einem großen Screen gezeigt werden. Gleichzeitig findet die Performance von Mobile Cinema Walk statt, im Stadtraum von Rom und Helsinki mit der Thematik „innen & außen“. Die Künstlerinnen wandern durch den Außenraum der Stadt und stellen durch Gespräche, neue Kontexte und Interaktionen her, zwischen dem „innen & außen“. Diese Performance wird fotografisch begleitet und in einer Fotocollage von Einzelbildern festgehalten. Wir zeigen die Arbeiten also klassisch auf einem großen Bildschirm und gleichzeitig auf einem kleinen Screen im Innen- und Außenraum, den wir wie eine (Smartphone-/ Tablet-) Prothese mit uns herumtragen. Die Videos haben zwar ein ähnliches Format wie auf den Streaming-Plattformen, wo viele Künstler ihre Videos hochladen, sind aber gewissermaßen vom Netz genommen, entschleunigt, man kann sich die Videos auf unseren Körpern ansehen und gleichzeitig mit uns sprechen. Wirklichkeit und digitale Welt ergänzen sich bei Mobile Cinema Reloaded auf originelle Weise und können eine neue Videorezeption hervorrufen, die sich wiederum auswirkt auf die klassische Präsentation derselben auf dem großen Bildschirm im Museum. Gleichzeitig werden und Helsinki ansässige Videokünstler zu dem Thema „innen & außen“ kuratiert, die dann 2019 in der Platform
Plattform München auf einem großen Kino Screen zu sehen sind.
Wir haben uns für die Städte Rom und Helsinki entschieden, da wir anhand des Themas „innen & außen“ das Klischee der Arbeitsweise der dort vor Ort ansässigen Künstler überprüfen wollen. Sind die italienischen Künstler extrovertiert und die finnischen Künstler introvertiert und melancholisch und die Deutschen dazwischen? Auch spiegelt die Thematik indirekt einen weiteren referenziellen Bezugspunkt in unserem Projekt: das groß und klein der Projektionsarten und die Außenprojektion (Performance) und Innenraumprojektion der Filme. Letztendlich das Innen und Außen der Tasche. Was haben die unterschiedlichen Spielarten der Projektion für eine Auswirkung auf das Kunstwerk?
Auf alle Fälle haben die Künstler die Digitalisierung längst vollzogen, was mit sich bringt, dass sehr viele Videos auf „Vimeo“ und anderen Streaming Plattformen hochgeladen werden und jederzeit abrufbar sind, in unterschiedlicher Qualität und eher auf kleinen Monitoren. Was passiert mit dem Medium Video und Film, wenn plötzlich der Aspekt des gemeinsamen Schauens von Film und Video ausgehebelt wird, da die „Arbeit „im Netz jederzeit abrufbar ist. Wir zeigen die Arbeiten ohne Netz auf einem kleinen Screen im Außenraum und diskutieren vor Ort im Innenraum, um genau auf diese Frage eine Antwort zu bekommen und den einzelnen Arbeiten gerecht zu werden. Was macht also die Digitalisierung mit unserer Wahrnehmung? Führt dies etwa dazu, dass wir durch das Überangebot an Filmen und Videos ungenauer und oberflächlicher „schauen“ oder nur noch schnöde konsumieren, auf den Online-Plattformen weiter zappen, wenn wir glauben, das Video erfasst zu haben oder ein kleiner Hauch von Langeweile aufkommt. Wer hat schon in einer durch Digitalisierung beschleunigten Welt die Zeit, sich ein längeres Video anzusehen, was aber für die Rezeption wichtig wäre?
Darüber hinaus stellen wir uns einer weiteren Frage. Ab wann schadet die Digitalisierung der Kunst, obwohl sie natürlich für den Künstler eine Vielzahl von kreativen Möglichkeiten geschaffen hat? Spätestens dann, wenn die Präsenz im Internet der Realität des Kunstwerks Konkurrenz macht.
Wird Kunst heutzutage mehr über die neuen Medien rezipiert oder zählt die Realität mehr als die digitale Abbildung? Wird das Ausstellungserlebnis zunehmend profan und wirken die Kunstwerke wie hohle Kulissen, die die digitale Welt bevölkern?
Wenn es wirklich so wäre, muss das nicht schlimm sein. Dies erfordert nur eine andere rezeptive Strategie beim Betrachter, falls sich das Gute, Schöne und Wahre in dem digitalen Sumpf von „everything is possible“ und „anything goes“ verabschieden will.
Mobile cinema Walk Helsinki and Neimarkka Screening Nelimarkka Museo 2019
Studio visit Heta Kuchka showing her work 2019
Mobile cinema Walk Helsinki and Nelimarkka Museo Screening
Screening Heta Kuchka Platform 2019 men in sauna 15 min color and sound 2011
screnning Minna Suoniemi Platform Munich 2019 3 min colour and sound little red riding hood 2018
Annegret Beisteiner und Phoebe Lesch screening platform munich MCR 12 min color and sound 2019
Annegret Beisteiner und Phoebe Lesch screening BBK MCR 12 min color and sound 2019
Mobile cinema Walk Helsinki and Neimarkka Screening Nelimarkka Museo 2019